Selbstverständnis
Das HavannaAcht ist ein Kneipenkollektiv, das momentan von acht Personen organisiert wird. Kollektiv bedeutet, dass es bei uns keine Chefin gibt und alle Kollektivist_innen das gleiche Entscheidungsrecht haben. In einem wöchentlichen Plenum bearbeiten wir alle organisatorischen Aspekte, welche die Kneipe betreffen und diskutieren über politische Inhalte, die uns beschäftigen.
Kollektives Arbeiten heißt für uns selbstbestimmt und bedürfnisorientiert zu arbeiten. Wir versuchen immer auf die Bedürfnisse der anderen Kollektivist_innen zu achten, indem wir z.B. die Aufgabenverteilungen so gut wie möglich an den Kapazitäten der einzelnen ausrichten. Durch unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen innerhalb des Kollektivs. Unser Anspruch ist es diese unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse anzuerkennen, aufzugreifen und gemeinsam Entscheidungen im Konsens zu treffen, mit denen alle zufrieden sind. Diese Prozesse innerhalb des Kollektivs empfinden wir als bereichernde Art und Weise unterschiedliche Perspektiven anzuerkennen und in unsere Arbeit einfließen zu lassen. Die persönlichen und inhaltlichen Auseinandersetzungen sind sowohl Anstoß für individuelle Veränderungen als auch notwendig für die Weiterentwicklung kollektiver Ideen. Kollektives Arbeiten ist für uns nichts Feststehendes, sondern verlangt danach, ständig überdacht und aktuellen Diskussionen sowie Verhältnissen angepasst zu werden.
Die Arbeitsorganisation in einem Kollektiv bedeutet für uns eine explizit antikapitalistische Praxis zu leben. Mit diesem Versuch anders zu arbeiten als es im Kapitalismus „normal“ ist, stoßen wir auch immer wieder an Grenzen. Zum einen sind wir kapitalistischen Sachzwängen ausgesetzt, wir müssen Pacht, Versicherungen, Steuern, Abgaben, Konzessionsgebühren und ähnliches bezahlen. Zum anderen können wir alle nicht von dieser Arbeit leben, sondern arbeiten ehrenamtlich. Wir müssen immer wieder die Waage finden zwischen eigenem Anspruch und Selbstausbeutung sowie den eigenen Alltag meistern und die Kneipe am Laufen halten. Das HavannaAcht ist ein gemeinnütziger Verein, der keinen Profit macht, alles an Geld fließt wieder direkt in den Laden. Als Gäst_innen bezahlt ihr nicht hauptsächlich das Kollektiv, sondern tragt maßgeblich Teil dazu bei, dass das HavannaAcht überleben kann.
Das HavannaAcht versteht sich als politischer Raum mit einem emanzipatorischen und linksradikal-feministischen Anspruch. Das Kollektiv besteht deswegen immer aus mindestens 50% Frauen* und es wird sich kritisch mit der eigenen sozialen Positionierung auseinandergesetzt. Das betrifft nicht nur die Auseinandersetzung mit kritischer Männlichkeit und Heteronormativität, sondern auch mit der eigenen Verwobenheit in Herrschaftsverhältnisse, zum Beispiel als weiße deutsche Personen mit akademischem Hintergrund. Des Weiteren versuchen wir mit euch zusammen einen möglichst herrschaftsfreien Raum zu schaffen, indem wir diskriminierendes und grenzüberschreitendes Verhalten sichtbar machen und dem entgegentreten. Eine Grenzüberschreitung kann verbal und/oder körperlich sein und wird immer von der Person festgelegt, deren Grenze überschritten wird. Wir unterstützen euch und können immer angesprochen werden!
Unsere Ladenpolitik sieht auch vor, dass grenzüberschreitendes Verhalten zum Ausschluss aus dem Raum führen kann. Unabhängig davon haben einige Personen generell Hausverbot im HavannaAcht: Nazis, Burschenschafter, VerbindungsstudentInnen, StaatsanwältInnen, Bullen, Evangelikale, Priester, BundeswehrsoldatInnen und Wandersgesellen, die rein männlichen Schächten angehören. Durch ihre Position in der Gesellschaft sind diese Personengruppen nicht mit unserem emanzipatorischen Anspruch vereinbar, sondern allesamt AkteurInnen um bestehende Herrschaftsverhältnisse zu festigen und mitunter Teil der Repressionsorgane.
Einen weiteren wichtigen Teil unseres politischen Verständnisses sehen wir in einer rassismuskritischen, antinationalistischen und antifaschistischen Praxis sowie einer damit einhergehenden inhaltlichen Auseinandersetzung und Selbstreflektion. Deswegen wollen wir zum Beispiel keine Nationalsymbole sichtbar im Raum haben. Eine Ausnahme stellt für uns die israelische Fahne dar, ihre Darstellung ist Ausdruck der Israel-solidarischen Haltung des Kollektivs. Diese Haltung beinhaltet die bedingungslose Anerkennung des Existenzrechts Israels. Vor dem Hintergrund der Geschichte des Holocaust sowie dem weit verbreiteten Antisemitismus stellt dies für uns keinen Widerspruch zu unserer antinationalen Einstellung dar.
Herrschafts- und Machtverhältnisse sehen wir als miteinander verwoben an. Dabei ist uns klar, dass wir uns nicht außerhalb der Verhältnisse befinden und damit selber Teil und Mitwirkende der bestehenden Gesellschaft sind. Wir als Kollektivist_innen wollen jedoch zusammen mit unseren Gäst_innen diese Verhältnisse nicht einfach annehmen, sondern sie erkennen, reflektieren und dann auch angreifen. Das HavannaAcht ist ein Versuch mit euch zusammen einen Raum zu schaffen, der weniger durch bestehende Herrschaftsverhältnisse geprägt ist.
Das Kollektiv kann diesen Versuch nicht alleine schaffen. Das HavannaAcht lebt durch die Mitgestaltung der Gäst_innen, indem ihr eure Vorschläge, Ideen und Kritik mit einbringt. Das bedeutet auch, dass ihr diesen Raum nutzen könnt. Wenn ihr ein Konzert organisieren wollt, eine Info-Veranstaltung, Diskussionen, Vorträge, Workshops und ähnliches, dann sprecht uns an oder schreibt uns eine Email. Außerdem haben wir für euch eine Auswahl an linken Zeitschriften, in denen ihr stöbern könnt sowie einen Flyertisch für aktuelle politische Veranstaltungen und verschiedene Themen.
Wir würden uns freuen, wenn ihr uns unterstützt und uns die Arbeit erleichtert. Das HavannaAcht braucht Gäst_innen, die sich dem Raum gegenüber solidarisch verhalten.
Ein weiterer wichtiger Bereich, welcher das HavannaAcht ausmacht, wurde bis jetzt noch nicht angesprochen. Wir wünschen uns mit euch einen entspannten Raum zu schaffen, in dem Platz ist zum Socializing, Spielen, Lesen, Austausch, Leute treffen, Musik hören, Spaß, Rausch, Exzesse, von der Gesamtscheiße Abstand nehmen, die Akkus wieder aufladen.
Habt Spaß und nette Abende, gebt der Kneipe Euer Geld, ungefähr so stellen wir uns den Beginn einer wunderbaren Freund_innenschaft vor.
Euer Lieblingskneipenkollektiv